Die Baronesse Adelheid


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Am Altmühlsee in Gunzenhausen liegt das Schlösschen Wald, der Stammsitz der fränkischen Freiherren von Falkenhausen. 1820 wird hier Adelheid von Falkenhausen geboren, eine Urenkelin des Markgrafen von Bandenburg-Ansbach, Freifräulein und jüngste Tochter des Hauses.

Im selben Jahr 1820 erblickt, nur zehn Kilometer entfernt, auch Joh. Leonhard Federschmidt das Licht der Welt. Auch er ist einer von sieben Geschwistern; doch damit enden schon die Parallelen. Denn die Familie Federschmidt besitzt kein Schloss, sondern nur eine kleine Sölde am Lentersheimer Mühlbach in Altentrüdingen - und der Vater muss zusätzlich zu diesem kleinbäuerlichen Betrieb noch als Pflasterer und Tagelöhner arbeiten.

Und doch kommt es zu einer märchenhaften Verbindung zwischen diesen beiden: Joh. Leonhard arbeitet für die Herrschaft von Falkenhausen, lernt Adelheid kennen - und die beiden verlieben sich folgenreich. Adelheid wird schwanger. Bemerkenswert ist, dass die adlige Familie diese Verbindung nicht unterbindet. Im Gegenteil: Das gemeinsame Kind Maria Alexandrine muss 1847 zwar etwas abseits des Rampenlichts geboren werden, doch dem Vater wird eine aufwändige Ausbildung ermöglicht, 1853 wird noch ein weiteres Kind geboren (Hermann Alexander) und 1856 ist es dann so weit: Joh. Leonhard kann in Schnaittach seine erste Beamtenstelle als staatlicher Aufschlageinnehmer antreten und damit kann nun endlich auch die Hochzeit des ungleichen Paares stattfinden. 1858 kommt als drittes Kind die Tochter Julia Alexandrine Federschmidt zur Welt, gemeinsame Patin und Namensgeberin aller drei Kinder ist das Freifräulein Alexandrine, Adelheids ältere Schwester, die keine eigenen Kinder hat.
Die Verbindung hat weitere Folgen: Der Sohn Hermann Alexander, dessen Großvater väterlicherseits noch Tagelöhner gewesen war, besucht die Lateinschule, wird Arzt und später Obermedizinalrat in Nürnberg.

So ist diese Geschichte also nicht nur romantisch, sondern auch sozial interessant: Als ein Beispiel für die Bedeutung von Bildungs- und Standesgrenzen im 19. Jahrhundert - aber auch dafür, wie diese Grenzen allmählich durchlässiger werden.
Vorerst ist es nur der Sohn, der studiert, die Töchter sind noch nicht im Blick. Aber Hermann Alexanders Sohn Ferdinand wird dann, immerhin, eine der ersten Ärztinnen in Deutschland heiraten: Dr. med. Getrud Lillie (1891-1975). Times are a-changing...

P.S.:
Übrigens hatte Adelheids Bruder Ludwig (1816-1889) es seiner Schwester ganz ähnlich vorgemacht. Auch er hatte sich „nicht standesgemäß“ verliebt und hatte ein Jahr früher als Adelheid ein erstes Kind bekommen: von der Bauerstochter Babette Heubeck. Hier dauerte es 8 Jahre (in denen noch zwei weitere Kinder zur Welt kamen), um Babettes Vater vom Kleinbauern zum Mühlenbesitzer zu avancieren (er bekam die Ansbacher Silbermühle, deren imposante Scheune heute noch zu bestaunen ist); dann endlich war die Eheschließung möglich, knapp zwei Jahre bevor auch Adelheid ihren Joh. Leonhard Federschmidt heiraten konnte. Babette wurde damit zur „Frau Baronin von Falkenhausen“; Adelheid wurde zur „Frau Federschmidt“, wobei in ihrem Fall allerdings das „geborene von Falkenhausen“ immer mitgenannt wurde.