Patchwork-Familien

Was hat Michael Federschmidt (1654-1710), den jüngsten Sohn des gleichnamigen Steiners aus Sausenhofen, dazu bewogen, fast drei Jahre mit Agatha Knoll zu verkehren, ohne sie zu heiraten? Heiraten musste er sie dann doch, als sie 1677 von ihm schwanger wurde. Aber glücklich wurden die beiden nicht miteinander. Rund drei Jahre später wird Agatha „mit Ruten ausgehaust und des Lands zu ewigen Zeiten verwiesen“ wegen „Mißhandlung ihres Bruders“. Die Hintergründe bleiben dunkel, der kaum 2-jährige Sohn Johannes bleibt zurück und der Vater Michael heiratet nun Anna Maria Langohr aus dem Nachbardorf Altentrüdingen (ist sie auch bereits von ihm schwanger?). Geheiratet wird in Michelbach an der Lücke, knapp außerhalb der Zuständigkeit des Ansbacher Markgrafen, wohl um Komplikationen zu vermeiden.

Doch damit beginnen die Probleme erst recht: Als Michael und Anna Maria nach Sausenhofen zurückkehren, gilt ihre Ehe als Bigamie, weil Michaels erste Ehe mit Agatha formell ja weiterbesteht. Also werden Michael und Anna Maria von Amts wegen wieder geschieden - woraufhin sich die beiden nun freiwillig „außer Landes“ begeben, nordwestlich in den Odenwald, hier wird ihre Ehe offenbar anerkannt.
Wirklich zur Ruhe kommen sie aber nicht. Ihr Weg führt sie zunächst 150 km nordwestlich nach Sindolsheim, später in die Gegend von Künzelsau, Michael schlägt sich und die Familie durch als Taglöhner und als Hirte. Nur eins der sieben gemeinsamen Kinder erreicht das Erwachsenenalter - ein Spiegel prekärer Lebensverhältnisse.

Allein Johannes Federschmidt (1678-1752), der zurückgelassene Sohn aus der ersten Ehe des Michael mit der Agatha, bleibt in Sausenhofen, wächst heran und gründet später im Nachbardorf Sammenheim (wo ja einst alle Federschmidts herkamen) eine eigene Familie.

Und seine Mutter, die immer noch verheiratete und dennoch getrennte Agatha Federschmidt geb. Knoll? Nach Jahren finden wir sie wieder in Haag (bei Neuendettelsau), das damals nicht zum markgräflichen Herrschaftsbereich gehörte, sondern zur Reichsstadt Nürnberg. Hier lebt sie bei einem weiteren Sohn Georg Friedrich Federschmidt, der offenbar unehelich geboren wurde und darum ihren Ehenamen Federschmidt trägt. 1736 stirbt sie dort, nach einem langen und bewegten Leben, im Alter von 90 Jahren.